Handeln statt diskutieren

Veröffentlicht am 17.09.2009 in Gesundheit & Verbraucher

Die Argumente der SPD, vertreten durch MdL Maria Noichl (2. von links mit Harald Unfried) kamen beim Publikum gut an.

Podiumsdiskussion zur Zukunft der Landwirtschaft - Klares Nein zur Gentechnik

Rottenburg / Viehhausen. Die Lage ist jedem klar: So wie jetzt kann es in der Landwirtschaft nicht weiter gehen. Nur der Weg zum Ziel, die Landwirtschaft aus ihrer Krise zu ziehen, fiel bei den Beteiligten der Podiumsdiskussion am Sonntag bei dem Hoffest bei Viehausen unterschiedlich aus. Stoff für Diskussionen blieb dennoch genug. Vor allem das Thema Gentechnik erregte die Gemüter.

Fritz Wienert, der als Vertreter des Bund Deutscher Milchbauern (BDM) sprach, brachte das Problem seines Berufsstandes auf den Punkt. "Noch" sei er ein Milchbauer. Allerdings mache es keinen großen Unterschied mehr, ob er seinen Hof Ostern schließen müsse, oder schon Weihnachten.

"Diese Situation haben die Industrie und die Politik verschuldet", sagte er. Gesetze bei Blauzungenkrankheit und der zwangsweise angeordneten Benutzung von Pestiziden drehten den Bauern Stück für Stück die Luft ab. Gentechnik, die von Lebensmittelkonzernen durch die Hintertür ins Land gebracht werde, erledige den Rest. "Ich prophezeie, dass es bald eine Enteignungswelle bei Bauern geben wird, wie dieses Land sie noch nie zuvor gesehen hat." Die Zeit für Diskussionen sei endgültig vorbei. Zustimmung erhielt er von Bernhard Suttner, dem Landesvorsitzenden der ÖDP, und Dr. Thomas Gambke, der die Argumente der Grünen vertrat. Die mittelständische Landwirtschaft mit ihren Familienbetrieben sei vom Verbraucher so gewollt, mahnte Suttner. "Niemand will Großstrukturen wie in Amerika". Deshalb müsse es das vornehmlichste Ziel der Politik sein, die Familienbetriebe zu stützen und zu fördern. Argumentativ war er bei seinen Vorschlägen auf einer Linie mit Fritz Wienert. Qualität müsse vor Quantität kommen und die Produktion so weit gedrosselt werden, dass es wieder einen Nachfrageüberschuss gibt. "Dann bekommen die Erzeuger auch das Geld, das ihre Ware wert ist."

"Gentechnik ist wie ein Flugzeug, in das man einsteigt, obwohl es dafür noch keine Landebahn gibt", fasste Thomas Gambke seinen Standpunkt zusammen. Untersuchungen in China zeigten, dass sich der Pestizidbedarf nach der Aussaat von gentechnisch manipuliertem Saatgut bis zum 20-Fachen erhöht habe. Die einzige Konsequenz daraus sei ein klares "Nein", auch wenn das beim politischen Gegner vielleicht noch nicht angekommen sei.

"Die CSU hat im Gegensatz zur CDU ein klares ,Nein' zur Gentechnik in ihrem Programm stehen", verteidigte das Bundestagsmitglied Dr. Wolfgang Götzer das Wahlprogramm seiner Partei. Allerdings gab er auch zu, dass diese Einstellung noch vor einigen Jahren eine andere war. Beim Publikum half ihm dieser Gesinnungswechsel allerdings wenig, genau so wie der Verweis, dass man durch die Rahmenbedingungen der EU eingeschränkt sei.

"Nicht päpstlicher als der Papst sein"

"Man muss nicht päpstlicher sein als der Papst", entgegnete ihm Maria Noichl von der SPD, die auf eine ganze Reihe von EU-Vorlagen verwies, die in Bayern noch einmal mit Zusatzregelungen verschärft wurden. "Das finde ich auch nicht gut", erwiderte Götzer und stellte klar, dass man in Zukunft mit den Vorlagen auch anders umgehen werde. "Wir brauchen ein absolutes Anbau- und Versuchsverbot", verdeutlichte Noichl die Linie ihrer Partei. Auch sei es an der Zeit, endlich in Politik und Verbänden auszumisten, damit der Gesetzgebungsprozess wieder transparenter und fairer werde. "Bayern könnte das Feinkostland Europas sein", sagte sie. Deshalb dürfe ein Wandel zur großindustriellen Produktion nicht stattfinden.

"Wir brauchen weiter eine bäuerliche Landwirtschaft und kein Produktionsmonopol, in dem Investmentgesellschaften alles kontrollieren", war auch die Meinung von Hubert Aiwanger, dem Landesvorsitzenden der Freien Wähler. Die Politik sei gefordert, die Rahmenbedingungen für den Weg zu setzen, den man in Zukunft gehen werde. "Den Banken ist man über Nacht zur Seite gesprungen. Die Landwirtschaft fährt man an die Wand."

Obwohl mit seinen Diskussionspartnern auf einer Linie, wenn es um den Schutz der Landwirtschaft geht, wollte sich der FDP-Landwirtschaftsfachmann Thomas Dechant nicht von vorne herein der Gentechnik verwehren. "Die derzeitigen Produkte nützen uns absolut nichts", stellte er klar. Allerdings müsse sich Deutschland weiter an der Forschung beteiligen. "Ich will das Potenzial zukünftiger Entwicklungen nicht einfach wegwischen. Deshalb müssen wir in der Forschung bleiben." Die Buhrufe für seine Haltung nahm der Politiker hin, verwies aber mehrmals darauf, dass er aktuell absolut keinen Bedarf für gentechnisch manipulierte Produkte sehe.

Noch weiter als die Politiker mahnte der Schweizer Landwirt Urs Hans,seine Berufskollegen zu gehen. "Experten arbeiten für dieselbe Lobby, die auch Blauzungenimpfung und Gentechnik haben will. Für Landwirtschaft sind aber wir die Experten." Die Landwirte müssten sich die Zeit nehmen, sich zu informieren und zu vernetzen. Nur dann sei man stark genug, um gegen Lobbyisten anzutreten.

Sebastian Geiger

 

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